Bücher
Kurt Bangert
Der Koran
historisch-kritisch betrachtet
Philia Verlag: Bad Nauheim 2018, 386 Seiten
Euro 29,95
Viele Muslime sind überzeugt, dass der Koran in seiner unverfälschten Urfassung an Muhammads Nachfolgegenerationen weitergegeben wurde - gerade so, wie sie dem Propheten offenbart und dann sukzessive von seinen Gefährten und Nachfolgern aufgeschrieben wurde. Doch war es wirklich so? Was sagt die Koranforschung dazu?
Moderne muslimische Koranausleger bekennen sich immerhin dazu, dass der Koran "historisch-kritisch" ausgelegt werden müsse. Doch verstehen sie unter "historischer Kritik" meist nur, dass der koranische Text, der ja in eine bestimmte Zeit und für bestimmte "Anlässe" offenbart wurde, für die heutige Zeit neu gedeutet werden müsse. Leider hat dieser Ansatz wenig mit den historischen-kritischen Methoden zu tun, wie sie moderne Forscher seit rund 200 Jahren entwickelt haben und die solche Teilmethoden wie Textkritik, Literarkritik, Formgeschichte, Quellenkritik und Redaktionskritik beinhalten. In diesem Buch geht es darum, diese Methoden auf den Koran anzuwenden bzw. zu zeigen, wie moderne Koranforscher dies bisher bereits versucht haben.
Darüber hinaus soll der Koran als literarisches Werk und als Gottesoffenbarung gewürdigt werden. In einem letzten Teil geht es schließlich noch um die bisher zu wenig beleuchtete Frage nach der Verfasserschaft. Der Autor kommt nach Sichtung der Forschung und auch aufgrund eigener Analysen zu dem Schluss, dass der Koran nicht von Muhammad verfasst wurde, sondern das Ergebnis eines längeren Überlieferungsprozesses von anonymen Texten ist.